Katholischer Friedhof

Der Friedhof und die Finanzen

... ohne Geld geht es selbst dort nicht

"Umsonst ist nur der Tod", sagt der Volksmund, und ergänzt gleich selbst: "Und der kostet sogar noch das Leben". Jeder, der einen lieben Angehörigen verloren hat und sich um die Bestattung kümmern muss, hat diese Erfahrung schon gemacht: Auch der Tod kostet Geld. Neben den Kosten für den Bestatter, Traueranzeigen und andere Gebühren fällt dabei der Kaufpreis für die Grabstätte stark ins Gewicht. Doch wie finanziert sich ein Friedhof - und wer legt die Gebühren fest?

 

Wie bei allen Friedhöfen wirken sich veränderte Bestattungsgewohnheiten auch auf den einzigen katholischen Friedhof in Bielefeld aus, der der St.-Elisabeth-Pfarrei gehört. Viele Menschen möchten ihren Hinterbliebenen eine über mehrere Jahrzehnte andauernde Verpflichtung zur Grabpflege nicht mehr zumuten, auch die Einstellung zu einer Einäscherung hat sich geändert. Daraus resultieren immer mehr auch anonyme Urnenbegräbnisse und eine Verkürzung der Liegezeiten auf den Friedhöfen: Urnengräber sind kleiner und damit günstiger als Wahlgräber und bei einer Verkürzung der Nutzungsdauer um 10 Jahre fallen für diese Zeit für die Verwaltung die Einnahmen aus den "Nachkaufgebühren" weg.

 

Geänderte Einstellungen und Gewohnheiten der Menschen haben auch geringeren Einnahmen der Friedhöfe zur Folge. Die Ausgaben hingegen bleiben zumeist gleich, denn weder lassen sich einzelne Grabflächen wirtschaftlich anders nutzen noch ist z.B. ein Verkauf großer, zusammenhängender Flächen wegen der meist "verstreuten" Lage der Grabstätten auf den Friedhöfen möglich. Eher ist das Gegenteil der Fall: einzelne stillgelegte Grabflächen zwischen noch genutzten Gräbern erfordern für den Gärtner einen höheren Pflegeaufwand, als wenn er mit dem Rasentraktor große Flächen mähen kann.

 

Katholische Friedhöfe sollen für die Gemeinden kein "Zuschussgeschäft" sein, also gilt die Regelung, dass die Subventionierung aus Kirchensteuermitteln untersagt ist und sich die Friedhöfe aus eigenen Einnahmen tragen müssen. Letztlich festgelegt werden die Friedhofsgebühren durch Beschluss des Kirchenvorstands. Dort werden regelmäßig Einnahmen und Ausgaben verglichen, auch werden zum Beispiel die Aufträge an den Friedhofsgärtner angepasst.

 

Auf dem Brackweder Friedhof sind in den vergangenen Jahren laufende Unterhaltungskosten auch für die Neuanlage von Wegen oder auch größere Baumfällaktionen aufgewendet worden - alles streng auf Notwendigkeit geprüft. Die nahe dem Hochkreuz liegenden Flächen sollen verstärkt neu als Gräber vergeben werden, um Optionen für die Stilllegung größerer Flächen in den Randbereichen zu gewinnen - auch wenn sich dies erst in vielen Jahren wirklich positiv auf die Flächennutzung auswirken wird. Dennoch soll Angehörigen die Beisetzung ihres lieben Verstorbenen auf einer älteren, wenn auch weiter entfernt liegenden Familiengrabstätte ermöglicht werden, auch wenn diese dadurch wieder für Jahrzehnte "fest" vergeben ist. Und um mögliche Befürchtungen von Angehörigen gleich auszuräumen: natürlich sind alle Ruhestätten für die gekauften Zeiten fest gesichert!

 

Der Pfarrgemeinderat der Herz Jesu Gemeinde hat in einer Sitzung Anfang Januar beschlossen, verstärkt für das Bewusstsein des Friedhofs im Stadtteil und der gesamten Gemeinde zu werben. Mehrere Aktionen im laufenden Jahr und bis ins Jahr 2021 sollen auch finanziell eine Spritze für den Friedhof ermöglichen. Und neben den laufenden Kosten sind schon ein paar "offene" Baustellen: Die kleine, aber unauffällige Kapelle (am Zugang von der Seite Hartsteinwerk) und vor allem die darin aufgestellte Madonna könnten zum Beispiel eine Renovierung dringend vertragen. Und vielleicht findet sich auch eine Spenderin oder ein Spender, die einen Spendenzweck "Friedhof/ Renovierung der Kapelle und Madonna" genau für sich entdecken können.

    

 „Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht“

(Perikles, 493-429 v. Chr.)

 MiB